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Attentat auf Rudi Dutschke, die deutsche Symbolfigur der 1968er Bewegung

Andrea Bentschneider - 11. April 2018 - Allgemein, Historische Ereignisse, Persönlichkeiten, Wissen

Rudi Dutschke war wohl das bekannteste Gesicht und die bekannteste Stimme der deutschen Studentenproteste von 1967 und 1968. Am 11. April 1968 schoss der 23jährige Hilfsarbeiter Josef Bachmann in Berlin drei Mal auf ihn. Dutschke erlitt schwere Hirnverletzungen, überlebte nur knapp. Elf Jahre später, am 24. Dezember 1979, erlag er den Spätfolgen des Attentats: er ertrank nach einem epileptischen Anfall in der Badewanne. Der Neonazi Bachmann wurde wegen versuchten Mordes zu 7 Jahren Haft verurteilt und nahm sich 1970 im Gefängnis das Leben.

Das Attentat löste 1968 mehrtägige Demonstrationen und regelrechte Straßenschlachten in 27 Städten aus. Diese richteten sich vor allem gegen Springer. Der Medienkonzern hatte zuvor gegen Dutschke gehetzt und damit nach Ansicht der Demonstranten zumindest den Boden für das Attentat bereitet.

 

Auch wenn die 1968er Bewegung damals ihre politischen Ziele wie das Ende des Vietnamkriegs oder die Verhinderung der Notstandsgesetze nicht durchsetzen konnte, markiert sie doch einen wichtigen historischen Einschnitt in der Geschichte der Bundesrepublik. Das Leben in Deutschland wäre heute ohne sie ein anderes.

Der Protest der Wohlstandskinder der Wirtschaftswunderzeit setzte einen Wertewandel in Gang, Autorität und Regeln wurden plötzlich in Frage gestellt. Das galt für die Politik und die Universitäten ebenso wie für Sexualität, Familie und Kindererziehung. 1968 hat somit eine Öffnung der Gesellschaft angestoßen und auch eine radikale Aufbereitung der nationalsozialistischen Vergangenheit gefordert. Das führt zu Konflikten nicht nur auf den Straßen und den Universitäten, sondern auch innerfamiliär. Die NS-Vergangenheit der eigenen Eltern wurde thematisiert und problematisiert, nicht selten anklagend. Und natürlich hatte auch die ältere Generation Probleme mit den Einstellungen, dem Benehmen und nicht zuletzt auch dem Aussehen der jungen Leute. Bis heute werden mit 1968 vor allem auch Mode, Musik, Sex und Drogen verbunden.

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