20.03. – Internationaler Tag des Glücks
- 19. März 2016 - Allgemein, Alte Bräuche, Fotos, Wissen
In unserer modernen Gesellschaft ist Freude ein großes Thema: Selbst- und Lebenshilferatgeber säumen die Regale und besprechen in endlosen Facetten, wie wir nicht nur zufrieden, sondern fröhlich durchs Leben gehen können. Weisheiten wie „Lachen macht gesund“, „Lache und die Welt lacht mit dir“ oder “Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag“ finden sich überall, vom Wandkalender bis zur Bettwäsche.
Die Zurschaustellung von Fröhlichkeit nimmt eine zentrale Rolle in unserem Leben ein: Wer nie lacht, wird dazu aufgefordert (wobei dies vor allem Frauen passiert) und bei Portrait- oder Gruppenaufnahmen versucht der Fotograf, die Menschen vor dem Objektiv mit allerlei Kunststücken zum Lachen zu bewegen. Auch ohne Fotograf wird gelächelt – die meisten Selfies zeigen lachende und lächelnde Gesichter.
Doch das war nicht immer so: In den frühen Tagen der Fotografie gab es nicht nur keine technische Möglichkeit, sich selbst zu fotografieren; Aufnahmen waren selten, teuer und etwas ganz Besonderes. Oft wurden Portrait- und Gruppenaufnahmen sorgsam über Generationen aufbewahrt und wir begegnen Ihnen heute bei unseren Recherchen. Allerdings sind unsere Vorfahren, anders als wir bei heutigen Aufnahmen zu ähnlichen Gelegenheiten, wie Familienfesten, keine fröhlichen Bildmotive. Sie schauen ernst, fast als hätten sie schlechte Laune, stehen oder sitzen steif und blicken oft auch nicht direkt in die Kamera. Warum? Wollten sie sich nicht ablichten lassen?
Nein, der Grund ist ein anderer: Als die Fotografie noch in den Kinderschuhen steckte, hatte sie vielmehr andere Funktionen als heute. Fotografie war ein ’Event’. Sie war teuer, aufwendig und dementsprechend selten konnte man sich (abhängig natürlich auch von der gesellschaftlichen Position) eine Aufnahme leisten, welche dann oft auch nicht vervielfältigt werden konnte. Wenn, dann musste sie repräsentativ sein. Und repräsentativ zu sein war eine ernste, keine fröhliche Angelegenheit.
Übrigens ist dies nicht das einzige, was sich seit dem 19. Jahrhundert in der Portraitfotografie geändert hat. Damals war es (meist in bürgerlichen Kreisen) üblich, verstorbene Familienmitglieder zu fotografieren – und zwar nicht nur auf dem Totenbett, sondern bspw. sitzend, so als würden sie noch leben. Diese, Mitte des 20. Jahrhunderts verschwundene Tradition der sogenannten „Post-mortem-Fotografie“ von überwiegend Kindern erscheint uns heute makaber und seltsam.
So ändert sich unser kulturelles Verständnis von was auf ein Foto gehört, und was nicht.
Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.
0 Kommentare