2 Familien, 2 Generationen, 2 Kontinente, 1 Suche, 0 Geburtsdaten
- 30. August 2016 - Allgemein, Familie, 2. Weltkrieg
Im Jahr 2011 erreichte uns die Anfrage einer australischen Kundin, die kurz nach dem 2. Weltkrieg in Rotenburg/Wümme geboren worden war.
Ihr Vater war dort bei der Luftwaffe stationiert gewesen. Nach kurzer britischer Gefangenschaft entschied er sich, in seine Heimatstadt Wien zu seiner Ehefrau und den beiden gemeinsamen Kindern zurückzukehren. Damit verließ er die Mutter unserer Kundin und die uneheliche Tochter noch vor derer Geburt. Nach 65 Jahren wollte die Tochter endlich wissen, wer ihr Vater gewesen war.
Unsere ersten Nachforschungen in Wien blieben erfolglos, da außer dem Namen des Mannes nichts weiter über ihn bekannt war, nicht einmal sein Geburtsdatum. Das Geburtsdatum eines Menschen ist in der Regel jedoch unerlässlich, um weitere Informationen über ihn einzuholen, damit er zweifelsfrei identifiziert werden kann.
Im Sommer 2015 kontaktierte unsere Kundin uns erneut, dieses Mal mit einem vermuteten Geburtsdatum, von dem jedoch nicht bekannt war, ob es auch nur annähernd korrekt war.
Die Suche in den Meldeunterlagen in Rotenburg blieb erfolglos. Schließlich versuchten wir, unsere Kenntnisse über seine Militärzeit zu nutzen und ihn über seine Wehrmachts-Akte zu finden. Im Normalfall ist dies jedoch ohne bekanntes Geburtsdatum nicht möglich.
Da wir ziemlich genaue zeitliche Angaben zum Aufenthalt des Gesuchten in Rotenburg hatten, konnte tatsächlich ein Soldat der deutschen Luftwaffe in den Unterlagen des Militärarchivs identifiziert werden, der als Einziger in Frage kam.
Dank des unkomplizierten und engagierten Einsatzes eines Berliner Archivars war es uns endlich gelungen, Geburtsort und -datum des Vaters unserer Kundin zu ermitteln - ein großer Durchbruch.
Durch die folgende Recherche in Österreich fanden wir heraus, wo die Familie gelebt hatte, wann und wo der Vater unserer Kundin verstorben und beerdigt war. Es gelang uns sogar, die Adressen der beiden Halb-Geschwister unserer Kundin herauszufinden. Wir kontaktierten beide, da unsere Kundin nach Möglichkeit mit lebenden Verwandten in Kontakt treten wollte. Unsere Briefe wurden jedoch nicht beantwortet und wir gaben die Hoffnung beinahe auf, als uns eine Nachricht des Archivars aus Berlin erreichte.
Er hatte gänzlich unabhängig von unseren Recherchen eine Anfrage von einem Enkel des Vaters unserer Kundin erhalten. Dieser wollte mehr über die Zeit seines Großvaters bei der Luftwaffe im 2. Weltkrieg erfahren. Der Archivar teilte uns mit, er sei gern bereit, einen persönlichen Brief unserer Kundin an den Enkel weiterzuleiten, um so möglicherweise doch noch eine Familienzusammenführung zu bewirken. Unsere Kundin nahm das Angebot sofort an. Nach ein paar Wochen erfuhren wir, dass ihr neu gefundener Halb-Neffe ihr eine Email geschrieben hatte und sehr am Kontakt mit ihr interessiert sei.
So wurde nach 70 Jahren aus einem Namen ohne Geburtsdatum und -ort eine Familienzusammenführung, die zwei Familien in zwei Generationen auf zwei Kontinenten überspannt.
An dieser Stelle danken wir noch einmal dem engagierten Berliner Archivar. Ohne ihn wäre dieser Erfolg nicht möglich gewesen.
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