Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus
- 09. November 2018 - Allgemein, Historische Ereignisse, Judentum, Wissen
Der 09. November gilt als Schicksalstag der Deutschen. Ein besonders trauriges Kapitel der deutschen Geschichte wurde am 09. auf den 10. November 1938 geschrieben. Im gesamten damaligen Deutschen Reich wurden nicht nur Synagogen und jüdische Geschäfte zerstört und in Brand gesetzt, tausende Juden wurden zudem misshandelt, verhaftet und getötet. Die Diskriminierung der deutschen Juden seit der Machtübernahme durch Hitler wurde damit zur systematischen Verfolgung. Bis heute ist die sogenannte „Reichspogromnacht“ (auch „Reichskristallnacht“ wobei dieser Begriff stark umstritten ist) ein Symbol für die unfassbare Vielzahl an Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die das Hitlerregime und seine Anhänger begingen.
Wir helfen vielen unserer Kunden bei ihrer jüdischen Forschung in Deutschland. Egal wie viel man über den Holocaust weiß, es ist immer wieder besonders erschreckend und berührend, einzelne Familiengeschichten in dieser Zeit zu verfolgen. Umso wichtiger sind daher ein gesellschaftliches Bewusstsein und die Erinnerung gerade auch an Einzelschicksale. Seit dem Jahr 2000 hilft bei diesem Gedenken auch das Projekt „Stolpersteine“ des Künstlers Gunter Demnig. In München gibt es keine Stolpersteine auf öffentlichem Grund, seit Juli 2018 aber eine Alternative, die sogenannten Erinnerungszeichen.
Stolpersteine nein danke? Warum es in München eine Alternative gibt
Die 9,6 x 9,6 cm großen Stolpersteine werden bewusst vor den Gebäuden im Gehweg verlegt, die die letzten frei gewählten Wohnorte der verfolgten Menschen darstellten. Im Oktober 2018 wurde der Stolperstein Nummer 70.000 in Frankfurt am Main verlegt. Es gibt sie in weit über 1.000 Orten und in über 20 europäischen Ländern.
Das Projekt ist jedoch keinesfalls unumstritten. Ein Beispiel ist die Debatte in München. Nach Protesten u.a. der jüdischen Gemeinde Münchens und ihrer prominenten Vertreterin Charlotte Knobloch, entschloss sich die Stadt 2004, die Verlegung von Stolpersteinen auf öffentlichem Grund zu verbieten. Die Gegner empfinden die Stolpersteine als entwürdigend, u.a. weil sie im Straßenschmutz liegen und so die Andenken der Opfer „mit Füßen getreten“ würden. Zwei bereits verlegte Steine wurden wieder entfernt. 2015 wurde erneut beschlossen, die Verlegung nicht zu erlauben. Bestätigt wurde diese Entscheidung durch den Bayerischen Verwaltungsgerichtshof im Dezember 2017.
Es gibt in München also keine Stolpersteine auf öffentlichem Grund. Aufgrund der Bestrebungen der Initiative Stolpersteine für München e.V. wurden jedoch mehrere Steine auf privaten Grundstücken verlegt.
Seit Juli 2018 gibt es in München nun eine eigene Art des Gedenkens, die stark an die Stolpersteine erinnert. Die sogenannten „Erinnerungszeichen“, entworfen vom Münchner Designer Kilian Stauss, sind Tafeln und Stelen, die an oder vor dem letzten Wohnort der Betroffenen errichtet werden. Für die Durchführung des Projektes ist die Koordinierungsstelle | Erinnerungszeichen im Stadtarchiv München zuständig. Unter den ersten Gedenkstelen war auch eine für Siegfried und Paula Jordan, deren Stolpersteine 2004 nach dem Verbot entfernt wurden.
Die neuen Erinnerungstafeln sind 72 cm lang. Es können bis zu fünf vergoldete quadratische Tafeln (12 x 12 cm) eingefügt werden. Erinnerungsstelen (6 x 6 cm) sind 186 cm hoch und können mit bis zu 12 vergoldeten dreidimensionalen Hülsen versehen werden. Im Unterschied zu den Stolpersteinen kann, falls vorhanden, auch ein Foto der verfolgten Personen gezeigt werden. Vorgabe für die Umsetzung war, dass sie eine Erinnerung „auf Augenhöhe“ ermöglichen sollten.
Das neue Projekt bedeutet aber keineswegs, dass die Debatte nun beendet wäre.
Egal in welcher Form, wir finden, es ist wichtig, dass im öffentlichen Stadtbild auch die ganz individuellen Schicksale der verfolgten Menschen abgebildet werden und im Alltag zum Gedenken einladen. Deshalb freuen wir uns immer, wenn wir mit unseren Services bei der Recherche und ggf. auch Antragstellung für Stolpersteine oder die neuen Erinnerungszeichen in München behilflich sein können.
31. Januar 2022
Vielen Dank für den Kommentar, das sehen wir genauso! :-)
28. Januar 2022
Danke ! Genau, egal in welcher Form - hauptsache stichhaltig und beweiskräftig - sollte die traurige NS-Vergangenheit Münchens aufgearbeitet werden. In Wohnhäusern, Firmen, Behödern lebten Opfer und Täter zusammen ! Nur gemeinsame Erinnerung und Trauer führt zur Versöhnung !