Berufe: Die drei Musketiere
- 21. Oktober 2019 - Allgemein, Berufe, Namenskunde, Wissen
Als wir auf einer deutschen Sterbeurkunde von 1918 neulich als Beruf Musketier lasen, haben selbst wir kurz gestutzt, obwohl uns täglich die unterschiedlichsten (und inhaltlich seltsamere) Berufe begegnen. Trotzdem denkt man doch zuallererst einmal an die drei Musketiere aus dem Roman von Alexandre Dumas von 1844 und die vermutet man weder in Deutschland noch im 20. Jahrhundert.
Ein Musketier (oder Musquetier) war einfach ein mit einer Muskete (einem Infanteriegewehr mit Luntenschloß) bewaffneter Soldat. Bis in den Ersten Weltkrieg wurde der Begriff tatsächlich noch verwendet (einfache Infanteristen), obwohl zu diesem Zeitpunkt natürlich nicht mehr wirklich mit Musketen gekämpft wurde.
Bleibt die Frage, warum die Musketiere in Alexandre Dumas Roman eher mit Degen kämpften als mit Musketen?
Der Roman handelt von d'Artagnan, der sich 1625 nach Paris aufmacht um Mitglied der "Musketiere der Garde" (Mousquetaires de la garde) zu werden. Diese Haustruppe des französischen Königs wurde zwar als Musketiere bezeichnet, allerdings waren es vom Auftrag und der Ausrüstung her eher Dragoner (berittene Infanterie). Es handelte sich um eine Leibgarde des Königs und Kampftruppe, die jedoch auch als Ausbildungsanstalt insbesondere auch für junge Adelige diente. Das Mindestalter für den Eintritt lag bei 15 Jahren, für den Hochadel konnte es aber Ausnahmen geben. Gelehrt wurde unter anderem Fechten, Tanzen und Reiten.
Die Muskete kam etwa im 16. Jahrhundert auf und hatte den Vorteil, dass man auch einen entfernten Gegner bekämpfen konnte. Die Genauigkeit ließ zu wünschen übrig, aber bei einer Horde von Angreifern war die Chance relativ hoch jemanden zu treffen. Probleme waren das Gewicht und die Größe der Waffe: Mehr als 10 Kilogramm schwer und eine Länge von knapp 1,70 Meter. Wenn der Gegner näher kam, wurde die Muskete zur Seite gelegt und der Degen oder Säbel diente als Nahwaffe.
Jeder Musketier musste zudem für seine Ausrüstung selbst aufkommen, sprich Pferd, Kleidung und Waffen bezahlen. Da Degen günstiger waren als Schusswaffen, waren viele Musketiere eher mit Degen oder Säbel bewaffnet, als mit einer Muskete.
Wer übrigens Säbel oder Saebel mit Nachnamen heißt, kann nicht automatisch darauf schließen, dass ein Vorfahr auch tatsächlich ein Kämpfer war. Wie so oft in der Familienforschung spielt auch hier die Herkunft der Vorfahren eine wichtige Rolle:
Stammen diese aus der Region Hessen, kann es durchaus sein, dass der Vorfahr ein "Säbelträger" war. Kommen sie eher aus dem niederdeutschen Bereich, liegt die Vermutung nahe, dass sie etwas mit "sabeln" oder "zabeln", also Zobeln zu tun hatten. Es könnten demnach evtl. Jäger oder auch Kürschner gewesen sein. Aber auch eine Herkunftsbezeichnung zu den in Mecklenburg und Schlesien gelegenen Orten namens Sabel/Säbel ist möglich. Zuletzt kann es auch einen Zusammenhang zum altgermanischen Vornamen Segbald/Siegbald geben.
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