Ein Foto vom Flohmarkt
- 17. Juli 2015 - Allgemein
Der Vater unserer Kunden war in den Vereinigten Staaten ein erfolgreicher Ingenieur und Geschäftsmann. Zu seinen Ehren wollten seine Kinder eine Ausstellung über sein Leben, seine Erfolge und seine Herkunft schaffen. Seine Familie war im späten 19. Jahrhundert von Deutschland aus in die USA eingewandert.
Unsere Kunden erhofften sich von uns mehr Informationen über die deutsche Vergangenheit der Familie. Die klassische Rekonstruktion einer Einwanderungsgeschichte beginnt auf dem Schiff, mit dem die Familie die Überfahrt antrat. Historische Passagierlisten ergaben Informationen darüber, dass die Familie aus Berlin stammte.
Für Berlin gibt es glücklicherweise eine Vielzahl gut erhaltener historischer Adressbücher, aus denen sich ergab, dass die junge Familie in einem typischen Arbeiterviertel wohnte und häufig umzog, was für damalige Zeiten nicht unüblich war. In einer naheliegenden Kirche untersuchten wir Einträge um nicht nur festzustellen, in welchem Vorort die Eltern wohnten, sondern auch dass viele ihrer Kinder sehr jung verstarben – ein Indiz für die schwierigen Lebensumstände der Familie. Unter diesen Bedingungen erschien die Auswanderung trotz aller Hindernisse und Gefahren wohl hoffnungsvoller als das Leben in Berlin. Das junge Paar machte sich zusammen mit dem sechsjährigen Sohn und einiger Verwandten auf nach New York.
Das Leben der Familie in Berlin konnten wir gut nachvollziehen, doch uns wurde klar, dass sie eigentlich einen anderen Ursprung haben musste, wahrscheinlich in einer ländlicheren Gegend Deutschlands. Ohne die Heiratsurkunde der Eltern jedoch erschien jede weitere Recherche unmöglich und uns fehlte jede Spur.
Bis zu diesem Punkt lesen Sie eine relativ gewöhnliche Recherchegeschichte. Durch einen Zufall jedoch stießen wir auf eine neue heiße Spur…
Die Suche nach der Heiratsurkunde des Paares hatte sich als Sackgasse erwiesen. Dies kommt in der Genealogie durchaus vor, doch es ist meist mehr als das. Wenn man sich schon so ausgiebig mit einer Familie befasst hat, spürt man eine gewisse Verbindung zu ihr, und will nicht einfach aufgeben. Trotzig gaben wir jede mögliche Kombination unserer Namen in eine Internet-Suchmaschine ein. Auf einmal stießen wir auf einen winzigen Eintrag in einem Forum, der schon über zehn Jahre alt war (gemessen am Alter des Internets also schon ein Urgestein), der lautete: „Ich besitze eine Fotographie und würde sie gerne der richtigen Familie schicken.“
Wie sich herausstellte, war die Amerikanische Frau vor etlichen Jahren bei einem Garagen Flohmarkt auf das Bild gestoßen und hatte es gekauft. Die Fotographie zeigte die Urgroßmutter unserer Kunden, glücklicherweise befand sich ihr Name auf der Rückseite. Die Tatsache dass die Käuferin des Bildes dieses ins Internet gestellt hatte ist ein riesiger Glücksfall. Sie erzählte uns später dass sie selbst Amateurgenealogin sei und hoffe, dass einst so etwas auch für sie getan werde. Das hoffen wir auch!
Als wir unseren Recherchebericht an unsere Kunden schickten, konnten wir ihnen zusätzlich die Fotographie ihrer Urgroßmutter präsentieren – ein ganz besonderes Andenken!
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