Die Deutschen und ihr Bier – Teil 2
- 28. April 2017 - Allgemein, Auswanderung, Berufe, Persönlichkeiten, Wissen
Wie bereits angekündigt, soll es heute speziell um Brauereien gehen, die von deutschen Auswanderern in den USA gegründet wurden.
Deutsche Brauer in den USA
Ebenso wenig wie die Deutschen das Bier erfunden haben, waren Sie die ersten, die in den USA Bier gebraut haben. Spätestens ab den 17. Jahrhundert sind Brauereien belegt. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts wurde jedoch vorwiegend Ale britischer Art produziert. Dies änderte sich erst mit der verstärkten Einwanderung aus Deutschland und der damit einher gehenden größeren Nachfrage nach leichterem Lager. Diese wurde ab etwa Mitte des Jahrhunderts vor allem von deutschen Brauern bedient. Ende des 19. Jahrhunderts war Lager das vorherrschende Bier in den USA geworden und vor allem deutsch-amerikanische Brauer wie Busch, Pabst oder Schlitz hatten sich einen Namen gemacht.
Bis nach dem amerikanischen Bürgerkrieg waren Produktion und Konsum von Bier vor allem lokal und durch viele kleine Brauereien geprägt. Gerade Lager ließ sich nicht gut über weite Strecken transportieren, weil es gekühlt werden musste. Mit voranschreitender Technik wie Kühlmöglichkeiten und der Entwicklung der Pasteurisierung änderte sich dies. Bier wurde per Schiff oder mit der Eisenbahn durch das Land transportiert. Der Bierkonsum nahm zu, was anfangs durch die Abstinenzbewegung noch begünstigt wurde, da Bier mit seinem vergleichsweise geringen Alkoholgehalt als Kompromiss angesehen wurde. Der Ausschank erfolgte zumeist über von den Brauereien selbst betriebe Gaststätten aus dem Fass.
Die deutschstämmigen Bierbrauer waren in ihren Gemeinden und auch auf nationaler Ebene hoch angesehen. Sie spendeten Geld für gute Zwecke und unterstützten häufig die deutsch-amerikanische Gemeinschaft. Viele übernahmen sogar politische Ämter. Auch zwischen den Brauerei-Dynastien gab es enge Kontakte und sogar Ehen. Hatte es hier und da schon Vorbehalte gegenüber den deutschen Gemeinden gegeben, verstärkten sich diese mit dem amerikanischen Eintritt in den Ersten Weltkrieg. Eine willkommene Möglichkeit für die Abstinenzbewegung auch die Bierbranche anzugreifen.
Die Prohibition, die von 1920 bis 1933 andauerte, führte zu einem großen Brauereisterben. Besonders die vielen kleinen Brauereien wandten sich häufig ganz von ihrem Metier ab. Größere Brauereien stiegen eher auf die Herstellung und den Vertrieb von „near beer“ mit weniger als einem halben Prozent Alkohol, Getreideprodukten und verschiedenen Getränken um. Investiert wurde auch in motorisierte Lieferwagen und die Flaschenabfüllung, die immer wichtiger wurde.
Als 1933 die Prohibition aufgehoben wurden wurde, waren es vor allem diese Brauereien, die schnell wieder mitmischten. Ihre Erfahrung in der Getränkeherstellung und dem Vertrieb in den Prohibitionsjahren, die eine fundamentale Änderung im Konsum vom Fass zu Flasche und später sogar zur Dose bewirkt hatten, kam ihnen zugute. Die Rationierung von Getreide im Zuge des zweiten Weltkriegs führte zu einem weiteren Brauereisterben, während die großen Unternehmen ihren Umsatz sogar deutlich steigern konnten. Ein Markt mit relativ wenigen Anbietern, der von wenigen großen Unternehmen bestimmt wurde, entstand. Erst Ende der 1970er/Anfang der 1980er Jahre ist es im Rahmen der Craft-Bier-Bewegung zu einer Wiederbelebung einer vielfältigen Brauszene gekommen, die prozentual jedoch nur einen kleinen Teil des Umsatzes ausmacht.
Die älteste noch produzierende Brauerei der Vereinigten Staaten
D. G. Yuengling & Son ist ganz offiziell die älteste, heute noch produzierende US-Brauerei. Gegründet wurde sie 1829 als Eagle Brewery in Pottsville (Pennsylvania) von David Gottlieb Jüngling. Der am 2. März 1808 in Aldingen (Württemberg) als Sohn eines Brauers geborene Deutsche war bereits 1823 nach Amerika ausgewandert. Dort anglisierte er seinen Namen. 1873 wurde die Brauerei in D.G. Yuengling & Son umbenannt als sein Sohn Frederick Partner wurde. David Gottlieb Yuengling war aktives Mitglied seiner Stadt, er starb am 27. September 1877.
Die Prohibition überlebte die Brauerei mit dem Verkauf von „near beer“, der Produktion von Speiseeis und dem Betrieb zweier Tanzhallen in Philadelphia und New York City. Zum Ende der Prohibition wurde das Winner Beer herausgegeben und eine Wagenladung als Anerkennung ins Weiße Haus geliefert.
Die Brauerei ist bis heute in Familienbesitz, mittlerweile in der fünften Generation unter Richard L. „Dick“ Yuengling Jr.
Das erste Dosenbier kam aus Amerika – aus der Brauerei eines Deutschen
Kurz nach der Prohibition begann der Siegeszug der Bierdose. Die erste brachte die Gottfried Krueger Brewing Company am 24. Januar 1935 auf den Markt (nachdem 1933 bereits Probeverkostungen vorgenommen worden waren). Im Vergleich zu heute war die Dose damals mit 100g noch recht schwer und aus Weißblech statt Aluminium. Und geöffnet werden musste sie mit einem eigenen Werkzeug, die heute bekannte Lasche wurde nämlich erst später entwickelt. Dennoch war die Bierdose sofort ein Verkaufsschlager und es kamen schnell mehrere Dosenbiersorten auf den Markt. Entscheidende Vorteile waren die bessere Stapelbarkeit und Transportierbarkeit. In Deutschland wurde das erste Dosenbier erst 1951 verkauft.
Gottfried Krueger wurde 1837 in Deutschland geboren und kam 1953 als 16-Jähriger nach Amerika. In der Brauerei seines Onkels John Laible in Newark, Adams & Laible, lernte er das Brauereihandwerk. 1858 folgte er seinem Onkel als Vorarbeiter in dessen neue Brauerei. 1865 wird das Unternehmen in Hill and Krueger Brewery umbenannt, als Krueger und Laible sich mit Gottlieb Hill zusammentun. 10 Jahre später war Krueger der alleinige Eigentümer. Später ist die Brauerei als Gottfried Krueger Brewing Company bekannt. Auch Krueger war politisch engagiert und übernahm offizielle Ämter. Die Prohibition überlebte die Brauerei durch die Herstellung von „near beer“ und anderen Getränken. 1926, noch vor ihrem Ende, starb Gottfried Krueger. Der größte Erfolg der Firma sollte mit dem Dosenbier unter William Krueger aber erst noch kommen. 1961 wurde die Gottfried Krueger Brewing Company geschlossen und die Marke verkauft.
Eine der ganz Großen: Pabst Brewing Company
Die später unter dem Namen Pabst Brewing Company bekannt gewordene Firma wurde 1844 von dem Brauer Jacob Best Sr. (1786-1861) und seinen vier Söhnen als Empire Brewery in Milwaukee gegründet. Bereits 1942 waren die ersten beiden Best-Brüder aus Mettenheim (Hessen) in die USA ausgewandert und hatten Essig hergestellt. Der Rest der Familie war ihnen gefolgt.
Als erste Brauerei in Milwaukee produzierte sie ab 1851 Lager. Abnehmer gab es genügend. 1850 waren Deutsche in Milwaukee mit 40% die größte Gruppe. Nachdem sein Vater 1853 in Rente gegangen war und die drei Brüder ebenfalls aus der Firma ausgeschieden waren, war der 1814 geborene Phillip Best ab 1859 der alleinige Besitzer. Er benannte die Brauerei in Phillip Best Brewing Company um.
Frederick Pabst, eigentlich Johann Gottlieb Friedrich Pabst, wurde am 28. März 1836 in Nikolausrieth geboren. 1848 emigrierte er als 12-Jähriger gemeinsam mit seinen Eltern. Er arbeitete zunächst als Page und später als Schiffsjunge auf den Great Lakes. 1857 wurde er Kapitän. In dieser Funktion lernte er 1859 Phillip Best kennen und heiratete 1862 seine Tochter Maria. Nachdem er ein Jahr später bei einem Schiffsunglück nur knapp überlebte, wechselte er den Beruf und stieg in die Brauerei seines Schwiegervaters ein. 1864 übernahm er die Hälfte der Anteile, 2 Jahre später übernahm der ebenfalls deutschstämmige Ehemann von Bests zweiter Tochter Lisette, Emil Schandein, die andere Hälfte. Phillip Best starb 1869.
Ab 1873 war Pabst Präsident des Unternehmens. 1874 war das Unternehmen erstmals die größte Brauerei in den USA. Nachdem Schandein 1888 starb, wurde die Brauerei 1889 in Pabst Brewing Company umbenannt. Das Bier wurde auch überregional bekannt und verkauft. Für den Erfolg war neben der Herstellung von Lager auch die Nutzung neuer Produktionstechnologien und ein gutes Marketing verantwortlich. Pabst hatte beispielsweise 1882 begonnen, um den Hals jeder Flasche Pabst’s Select ein blaues Seidenband zu binden. Schnell wurde das Bier als Blue Ribbon bekannt und letztendlich ab 1898 auch offiziell so genannt. Am 1. Januar 1904 starb Frederick Pabst in Milwaukee.
Die Familien Best, Schandein und Pabst engagierten sich alle politisch, sozial und/oder kulturell. Frederick Pabst spendete häufig und großzügig für verschiedene Zwecke. Er unterstützte unter anderem auch die deutsch-amerikanische Gemeinschaft, z.B. indem er nach einem Brand 1890 im deutschen Theater der Stadt im Jahr 1895 ein neues finanzierte, das Pabst Theater.
Die Prohibition überlebte das Unternehmen durch die Herstellung von „near beer“, Malzextrakt, Sirup und Käse. Von 1961 bis 1979 war die Brauerei noch einmal auf Platz 3 der größten nationalen Brauereien zu finden. Heute ist die Brauerei nicht mehr in Familienhand. Bereits 1985 wurde sie verkauft und hat seitdem mehrfach die Besitzer gewechselt. 1996 wurde die ursprüngliche Brauerei in Milwaukee geschlossen, anschließend wurde die gesamte Bierproduktion ausgelagert.
Heute noch bekannter als Pabst ist die Anheuser-Busch-Brauerei. Um sie wird es nächste Woche gehen.
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