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Erlebbare Geschichte – Das Freilichtmuseum am Kiekeberg

Heike Leiacker - 21. Mai 2017 - Allgemein, Archive, Vereine, Museen, Hamburg

Schöne Häuser- und Gartenensembles, hautnah und mit allen Sinnen erlebbare Geschichte, alte Haustierrassen und viele Möglichkeiten sich selbst auszuprobieren – das Freilichtmuseum am Kiekeberg in der Nähe von Hamburg ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Sei es für interessierte Ahnenforscher, die gerne wissen möchten, wie ihre Vorfahren in der Region gelebt haben könnten, allgemein Geschichtsinteressierte oder ganze Familien. Für jedes Interesse und jede Altersgruppe wird etwas geboten.

 

Das Gelände

Selbstverständlich erwartet man in einem Freilichtmuseum verschiedene originalgetreue Häuser vorzufinden. Und natürlich wird man auch im 1953 gegründeten Kiekeberg Museum nicht enttäuscht. Der Rundgang führt von der Industriezeit auf dem Dorf ab 1850 über die Nachkriegszeit auf dem Lande zu Gebäuden eines Heidedorfes und letztendlich eines Marschendorfes. Eingebettet sind die Häuser in verschiedene Nutz- und Ziergärten, in denen verschiedene heimische Traditionssorten angebaut werden. Mitunter streift man auch durch Felder und Wiesen. Insgesamt ist es ein sehr schön angelegtes Gelände.

 

Aber es geht ja nicht nur um Schönheit bei einem Freilichtmuseumsbesuch. Natürlich werden zu jedem Haus und Garten Informationen bereitgehalten. In vielen Häusern kann man sich selbst ein Bild davon machen, wie man früher gelebt hat. Für den modernen Städter ist dabei immer wieder interessant zu sehen, auf wie engem Raum Leben und Arbeiten häufig stattfanden. Hier das Schlafzimmer, praktisch gleich nebenan und unter demselben Dach die Tiere. Auch wenn man sich dessen vorher theoretisch bewusst war – es ist noch einmal etwas ganz anderes, in einem solchen Haus zu stehen. Eindrücklich ist aber beispielsweise auch die Demonstration einer Notunterkunft nach dem Zweiten Weltkrieg.

 

Tiere sind ein wichtiger Bestandteil des Freilichtmuseums. Gehalten werden verschiedene regionaltypische, häufig vom Aussterben bedrohte, alte Nutztierrassen wie beispielweise Bunte Bentheimer Schweine oder Ramelsloher Hühner. Das dient nicht nur dem Artenschutz und ist für Kinder und Erwachsene nett anzusehen, tatsächlich tragen sie auch zu einem authentischeren Gefühl bei (inkl. Gerüchen). Das gilt, obwohl natürlich im Vergleich zu echten Höfen nur wenige Tiere auf dem Museumsgelände gehalten werden.

 

Nicht nur die Tiere sprechen auch die jüngeren Besucher an.  Die Geschichte zum Anfassen spricht alle Altersgruppen an und kann familieninterne Dialoge anregen. Zudem gibt es verschiedene Mitmachangebote und Spielplätze. Der große Renner zur warmen Jahreszeit dürfte wohl der Wasserspielplatz sein. Grundsätzlich ist der Eintritt zum Museum unter 18 Jahren übrigens frei.

 

Nicht nur bei Sonnenschein interessant

Das Freilichtmuseum am Kiekeberg legt offensichtlich großen Wert darauf, nicht nur bei strahlendem Sonnenschein attraktiv zu sein. In Norddeutschland sicherlich keine schlechte Idee. Das Museum ist ganzjährig geöffnet. Abgesehen davon, dass die Häuser selbst Schutz vor ungemütlichem Wetter bieten und ihr Innenleben auf diesem Wege vielleicht noch einmal eine besondere Würdigung erlebt, es gibt auch verschiedene Ausstellungen: das Agrarium, eine Ausstellung zu Ernährung und Landwirtschaft in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, die Dauerausstellung Spielwelten sowie eine Ausstellung zum Handwerk in einer ehemaligen Scheune.

 

Gelebte Geschichte

Das Beste ist aber, dass man sich die Geschichte im Kiekeberg Museum nicht nur selbst erschließen kann. An mehreren Wochenenden im Jahr schmeißen sich Darsteller, die sonst ganz anderen Berufen nachgehen, in authentische Kleidung und führen alltägliche ländliche, vor allem handwerkliche Tätigkeiten aus. Als Besucher kann man ihnen über die Schulter schauen und selbstverständlich auch Fragen stellen. Hier wird Geschichte also tatsächlich lebendig. Pringens Hof mitsamt Nebengebäuden lässt dabei die Zeit um 1804 auferstehen, im Fischerhaus erwacht das Jahr 1904 zu neuem Leben. Nähere Informationen zu den Terminen finden Sie auf der Webseite des Freilichtmuseums am Kiekeberg.

Aber auch unter der Woche und an anderen Wochenenden bietet das Museum Vorführungen alter Handwerkstechniken oder verschiedene Veranstaltungen: beispielsweise Pflanzen- oder Käsemärkte, Imkertage, Kunsthandwerkermärkte, Erntetage oder einen historischen Jahrmarkt.

 

Fazit

Eine gute Adresse für einen schönen (Familien-)Ausflug, bei dem sich fast nebenbei etwas zur Geschichte der letzten 200 Jahre lernen lässt. Und zwar nicht Daten und Namen berühmter Persönlichkeiten, sondern wie man früher auf dem Land gelebt hat. Besonders empfehlenswert natürlich für alle, die mehr über die Lebensumstände ihrer Vorfahren in der ländlichen Region um Hamburg erfahren möchten.

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