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30 Jahre Mauerfall - Quellen zur ostdeutschen Vergangenheit

Heike Leiacker - 09. November 2019 - Allgemein, Archive, Vereine, Museen, Historische Ereignisse, Historische Dokumente, Jubiläum, Wissen

Der 09. November gilt als Schicksalstag der Deutschen. Im Jahr 1989 bedeute dies endlich einmal etwas Positives. An diesem Tag verkündete die Regierung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) in einer Pressekonferenz lang ersehnte Reiseerleichterungen, die den Fall der Berliner Mauer besiegelten und letztendlich ein knappes Jahr später in der Wiedervereinigung Deutschlands mündeten. Für die meisten Deutschen ist dies einer der Tage an denen sie noch heute genau wissen, was sie gemacht haben als die Mauer fiel. Ich war damals noch ein Kind in Westdeutschland und erinnere mich tatsächlich nicht selbst. Laut meinen Eltern war es allerdings nicht unbedingt ein Freudentag für mich, denn dank einer Sondersendung fiel offenbar mein Kinderprogramm im Fernsehen aus.

Auch in der Ahnenforschung spielt die deutsche Teilung eine große Rolle. Die Gründung zweier Staaten und insbesondere der Bau der Berliner Mauer und die Schließung der innerdeutschen Grenze hat Familien auseinander gerissen und zu sehr unterschiedlichen Lebenswelten in Ost und West beigetragen, die sich bis heute auf die deutsche Gesellschaft auswirken. Zum Jahrestag des Mauerfalls wollen wir uns daher mit der Geschichte des Mauerfalls sowie Quellen beschäftigen, die für die Erforschung von Vorfahren und Familienangehörigen in der ehemaligen DDR relevant sein können.

 

Die friedliche Revolution

Am Abend des 09. Novembers 1989 verkündete Günter Schabowski (Sekretär für Informationswesen des Zentralkomitees der SED) auf einer Pressekonferenz die Reiseerleichterungen für DDR-Bürger. Die gesamte Pressekonferenz kann beim Deutschen Rundfunkarchiv angesehen werden. Seine Aussage, dass die Regelung „sofort“ in Kraft trete, war missverständlich, sollte doch eigentlich die Ausreise auch für Privatreisen nur nach vorheriger Antragsstellung, wenn auch ohne Vorbedingungen, möglich sein. Spontan setzten sich die Menschen in Bewegung, in Berlin aber auch in anderen Teilen der DDR. Sie wollten direkt an der Grenze die neue Regelung testen. Die Grenzsoldaten wussten davon noch gar nichts und waren entsprechend unvorbereitet auf die Menschenmassen. Letztendlich öffneten sie um kurz vor Mitternacht die Grenzen. Heute gibt es noch wenige Reste der Mauer, die einst um ganz West-Berlin gezogen worden war. Das längste Stück Berliner Mauer, das in seiner Tiefenstaffelung erhalten geblieben ist, ist heute Teil der Gedenkstätte Berliner Mauer.

Der Mauerfall besiegelte gleichzeitig das Ende des Kalten Krieges, aber wie war es überhaupt so weit gekommen? Die Unzufriedenheit der Bürger der DDR war bereits seit geraumer Zeit groß gewesen. Während andere Ostblock-Länder bereits Reformen eingeleitet hatten, verhielt sich der deutsche Staat unflexibel. Im Jahr 1989 trugen mehrere Ereignisse zu einer Eskalation bei. Auf die letzten Wahlen am 07. Mai folgten massive Proteste, da diese offensichtlich, wie die vorherigen Wahlen, manipuliert worden waren. Auch die Unterstützung des SED-Regimes für die Niederschlagung der Studentenrebellion auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking am 04. Juni trug zu der Unzufriedenheit bei. Der Umfang der Proteste und Demonstrationen nahm immer weiter zu und wurde auch zunehmend organisierter. Ab dem 04. September fanden in Leipzig die berühmten Montagsdemonstrationen statt.

Neben den Massendemonstrationen machte unter anderem auch die massenhafte Flucht aus der DDR dem Regime zu schaffen. Es gab immer mehr Anträge auf Ausreise und tausende Menschen versuchten ihre Ausreise über die Besetzung westlicher diplomatischer Vertretungen in Budapest, Warschau, Ostberlin und Prag zu erzwingen, teilweise mit Erfolg. Ab dem 11. September durfte die Grenze von Ungarn nach Österreich legal überschritten werden, was von tausenden Personen täglich genutzt wurde. Auch über die Tschechoslowakei flüchteten viele in den Westen.

In diesem Klima war auch der 40. Jahrestag der DDR keine Hilfe und die Absetzung von Erich Honecker als Generalsekretär der SED konnte die Demokratiebewegung ebenfalls nicht mehr aufhalten.

Die Maueröffnung bedeutete jedoch noch keine deutsche Wiedervereinigung. Tatsächlich wäre ein Fortbestehen von zwei Staaten grundsätzlich denkbar gewesen. Allerdings hatte die ostdeutsche Regierung das Vertrauen der Bevölkerung endgültig verloren, auch weiterhin reisten tausende DDR-Bürger täglich aus und auch die wirtschaftliche Lage und hohe Verschuldung führten zu einem endgültigen Zusammenbruch des SED-Regimes und knapp ein Jahr nach dem Mauerfall, am 03. Oktober 1990, zur deutschen Wiedervereinigung.

 

Besondere Quellen für die Ahnenforschung

Natürlich recherchieren wir für diverse Kunden immer wieder auch in Bundesländern, die früher zur DDR gehörten.  Dabei haben wir immer wieder festgestellt, dass standesamtliche Unterlagen aus der DDR häufig weniger Informationen enthalten als die aus West-Deutschland. Auch Meldekarten sind seltener erhalten. Dies kann die Recherche unter Umständen erschweren.

Neben standesamtlichen und kirchlichen Unterlagen sowie Meldekarten gibt es selbstverständlich auch viele Quellen, über die sich, sofern sie Informationen zu den eigenen Vorfahren enthalten, viel über die Lebensumstände erfahren lässt. Die Nachfolgenden Informationen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Am bekanntesten sind wohl die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes/Ministerium für Staatssicherheit (MfS), kurz Stasi. Hier kann die Einsichtnahme beim Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik beantragt werden. Offenbar ist es geplant, die Unterlagen im Sommer 2021 an das Bundesarchiv zu übergeben.

Das Bundesarchiv, derzeit insbesondere die Dienststellen in Berlin-Lichterfelde und Freiburg im Breisgau, besitzt bereits viele Quellen zur ehemaligen DDR. Darunter befindet sich beispielsweise eine zentrale Gefangenenkartei des Ministeriums des Inneren (MdI), die Angaben zu den Strafvollzugsanstalten enthalten, in denen Gefangene inhaftiert waren. Es gibt zudem auch verschieden Prozess- und Vollzugsakten sowie Gefangenenakten. Weitere Gefangenenakten und Unterlagen sind beim Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU), den jeweils zuständigen Landes-/Staatsarchiven oder den heutigen Justizvollzugsanstalten gelagert.

Auch Unterlagen der Nationalen Volksarmee sowie diverser Kommissionen, Ämter und Institutionen finden sich im Bundesarchiv. Das Archivgut der SED sowie verschiedener Massenorganisation wie der FDJ befindet sich in der beim Bundesarchiv in Berlin-Lichterfelde ansässigen Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR (SAPMO). Aber auch in den Landes- und Staatsarchiven können sich hierzu Informationen finden lassen.

Zudem verwahrt das Bundesarchiv Unterlagen aus dem geschlossenen Jugendwerkhof Torgau auf. Weitere Unterlagen zu Jugendwerkhöfen (Heime zur Umerziehung Jugendlicher) finden sich vor allem in den entsprechenden Landes- und Staatsarchiven der Bundesländer.

Auch über die bereits genannten Unterlagen hinaus können gerade die Landes- und Staatsarchive spannende weitere Quellen vorliegen haben. Und auch Kreis-, Kommunal- und Stadtarchive können ggf. bei der Recherche weiterhelfen. Darüber hinaus kann es weitere Archive beispielsweise der Bürgerbewegungen oder diverser Aufarbeitungsinstitutionen geben, die z.B. Nachlässe enthalten können.

Informationen z.B. zu Zwangsadoptionen in der ehemaligen DDR können sich darüber hinaus beim DRK-Suchdienst finden.

Nicht vergessen werden sollten grundsätzlich auch Zeitungen. Über das Zeitungsportal DDR-Presse können beispielsweise drei Zeitungen (Neues Deutschland, Berliner Zeitung, Neue Zeit) im Volltext durchsucht werden.

 

Falls wir Sie bei Ihrer Ahnenforschung zu Ost- oder Westdeutschland oder auch darüber hinaus unterstützen können, kontaktieren Sie uns gerne jederzeit.

 

 

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