Die Wut des Louis Pasteur
- 28. September 2015 - Allgemein, Persönlichkeiten, Wissen
Am Morgen des 4. Juli 1885 schickte der Bäcker Joseph Meister seinen gleichnamigen Sohn zum Nachbarort, um dort Hefe bei einer Brauerei zu besorgen. Als der junge Joseph Meister zum Dorfzentrum gelangte, wurde der Neunjährige von einem Hund angefallen und zunächst in die Hand und dann ins Bein gebissen. Beobachter der Szene verjagten den Hund, wuschen dem Jungen am Dorfbrunnen die Wunden und schenkten ihm zur Wiedergutmachung eine Mark. Niemand ahnte, dass der kleine Junge in die Geschichte eingehen würde als der erste Mensch, der erfolgreich gegen Tollwut geimpft wurde!
Verabreicht wurde die Impfung von keinem geringerem als Louis Pasteur. Dieser hatte einen Impfstoff entwickelt und erfolgreich an Hunden getestet, wovon die Tageszeitungen berichtet hatten. Über diese Berichte gelang das Gerücht auch zu den Eltern des kleinen Joseph, die sofort nach Paris reisten, um Pasteur zu treffen. Nach der Verabreichung von mehreren Dutzend Injektionen und einem Monat Wartezeit, war Pasteur sicher, dass Joseph Meister keine Tollwut entwickelt hatte. Die beiden blieben ihr Leben lang im Kontakt miteinander.
Louis Pasteur hatte damit einen maßgeblichen Beitrag zur Entmystifizierung der Tollwut beigetragen. Die Übertragung durch Hunde und Wölfe hatte in diesem Zusammenhang zum Werwolfglauben geführt; im Mittelalter wurde der Teufel selbst für die Tollwut verantwortlich gemacht. Zur Wehr hatte es vor Pasteurs Impfstoff nur wenige außer religiös-magischen Abwehrhandlungen gegeben. So trugen etliche Tollwut-Amulette oder beteten zum heiligen Hubertus, der als Schutzpatron gegen die Tollwut galt.
Am heutigen Welt-Tollwuttag können wir mit Schrecken zurück auf die Geschichte der Tollwut blicken und uns freuen, dass die Medizin heute weiter entwickelt ist: Joseph Meister wurden nämlich Injektionen verabreicht, die aus dem Rückenmark von tollwutinfizierten Kaninchen stammten.
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